Das Selbstbild

erschienen im Active Beauty 10/2017 und online

Schöner, schlauer, sympathischer – heutzutage geht es oft darum, besser zu sein als die anderen. Wir werden dazu getrieben, uns verzerrt wahrzunehmen und unsere Fähigkeiten zu überschätzen. Ein Plädoyer für ein richtiges Selbstbild, das entspannt und ausgleicht.

Fahrt ihr schon einmal vor, ich komme mit dem Fahrrad nach!“, ruft Emma ins Wohnzimmer, wo die Theaterfreundinnen inzwischen unruhig auf dem Sofa sitzen und auf sie warten. „Emma, das sind fünf Kilometer, das schaffst du nie rechtzeitig“, sagt ihre Freundin Doris. „Und ganz verschwitzt wirst du auch sein!“, ergänzt Luisa, die gerade ihre silbernen Creolen anlegt. Emma winkt ab. „Ach, ich fahre doch immer mit dem Rad durch die Stadt. Das geht locker!“

Die anderen kichern und verdrehen die Augen. „Was habt ihr denn?“, fragt Emma. „Ich bin inzwischen richtig sportlich geworden!“ Kopfschüttelnd fahren die Freundinnen im Auto voraus. Vor dem Theater warten sie mit einem Glas Sekt auf Emma, die wie vorhergesagt völlig verschwitzt und außer Atem gerade noch rechtzeitig eintrifft.

Mit dieser übersteigerten Selbstwahrnehmung ist Emma nicht allein. In der Sozialpsychologie kennt man das als Over-Confidence– oder Above-Average-Effekt: die Tendenz, sich selbst besser als den Durchschnitt einzustufen.

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